Wer nach Kuba reist, um einen Spanisch-Sprachkurs zu belegen, sollte sich darauf einstellen, relativ oft irgendwo in der Schlange stehen oder improvisieren zu müssen. So war die erste "Überraschung" in der Sprachschule für mich, dass ich anstelle von der (aus-)gebuchten Residenz in einer Gastfamilie untergebracht wurde. Ein eigentlich glücklicher Zufall, da man so natürlich gezwungen ist, sein Spanisch zu üben. Das Haus meiner Gastfamilie war eine sogenannte "casa particular" und ich hatte dort ein Zimmer mit eigenem Bad. Die Besitzer waren sehr freundlich und haben sogar gegen ein kleines Entgelt meine Wäsche gewaschen.
Von Montag bis Freitag stand dann in der Schule der Spanischunterricht für mich auf dem Plan. Dieser begann um 8:30 Uhr mit einem gemeinsamen Frühstück und endete um 13:15 Uhr mit dem Mittagessen. Das Essen der Schule war lecker und ausreichend vorhanden - was auch die anderen Sprachschüler, die in derselben Zeit dort waren, bestätigt haben. Zum Frühstück gab es meist etwas mit Ei, Brot, Obst und Gemüse sowie Saft und Kaffee, mittags meist typisch Kubanisch Fleisch, Reis, Gemüse/Salat und Obst oder aber Spaghetti. Im Unterricht bestanden die Gruppen eigentlich nie aus mehr als zwei Schülern pro Lehrer, was ein intensives Erlernen der Sprache ermöglicht. Die Lehrer beziehungsweise das Personal der Schule ist sehr bemüht und ich habe mich stets gut betreut gefühlt. Meiner Lehrerin war es beispielsweise wichtig, viel miteinander zu reden um das Erlernte anzuwenden, dabei hat sie sich aber auch immer nach meinen Wünschen erkundigt und ist so gut wie möglich auf diese eingegangen.
Nach der Schule bin ich meistens noch ein wenig dort geblieben, um ein wenig Zeit mit den anderen Sprachschülern zu verbringen oder meine Hausaufgaben zu machen. Abends sind wir oft gemeinsam in die Stadt gestartet, um noch etwas zu essen oder ein, zwei Mojitos zu trinken. Da die Sprachschule ein paar Kilometer entfernt vom Zentrum liegt, sind wir meist mit kubanischen Sammeltaxis ("colectivos") ins Zentrum gelangt. Diese fahren eigentlich den ganzen Tag entlang größerer Straßen und bringen Leute für 100 Pesos von A nach B. Je später der Abend, umso weniger davon gibt es allerdings, und man kann sich darauf einstellen, dass man ab etwa 4 Uhr morgens etwas tiefer in die Tasche greifen muss. Als Gruppe lassen sich solche Beträge allerdings gut splitten und im Vergleich zu Deutschland ist der Nahverkehr in Kuba auch nachts deutlich günstiger.
Allgemein ist das Preisniveau in Kuba deutlich niedriger als in Deutschland. So wird für den Touristen in Restaurants weniger das Geld, sondern viel mehr die Aussage des Kellners "no hay" zum Verhängnis. Nur weil die Speisekarte vielseitig ist, heißt es noch lange nicht, dass es die gewünschten Speisen heute auch gibt. Vamos a ver, wir werden sehen, was wir essen und trinken, ob die Bar tatsächlich oder nur auf Google Maps existiert, und ob der Bankautomat am nächsten Tag funktioniert, um das Bargeld aufzustocken. Aber alles tranquilo!
Die Wochenenden hat man zur freien Verfügung. Auf Wunsch organisiert die Schule Ausflüge, wir sind beispielsweise zu fünft mit einer Lehrerin nach Vinales gefahren. Uns allen hat der Trip super gefallen und nach ein paar Wochen Havanna war die Natur dort eine wirklich gelungene Abwechslung ("wow hier kann man sogar atmen!"). Anstelle vom Straßenlärm wird man in Vinales vom Hahn geweckt und das Pferd ist ein gängiges Transportmittel dort. Wir haben auch einen Ausritt in die umliegenden Tabakplantagen unternommen und ein paar der nahegelegenen Sehenswürdigkeiten besucht. In Havanna selbst kann man in seiner Freizeit natürlich gut andere Stadtviertel besichtigen, in Museen gehen, zum Strand fahren oder einfach Spazieren gehen und das alltägliche Leben beobachten. Mein Rat hier wäre, sich auch mal außerhalb der Gruppe anderer Schüler rauszutrauen um einfacher mit der lokalen Bevölkerung ins Gespräch zu kommen. Die Kubaner sind sehr offen und interessiert, und natürlich ist dies die beste Art, sein Spanisch anzuwenden und zu üben.
In diesen Gesprächen lässt sich oft raushören, dass den Leuten die aktuelle wirtschaftliche Situation sehr zu schaffen macht. Teilweise ist es sehr schwer, an "grundlegende" Produkte zu kommen, entweder, weil sie relativ zum Gehalt sehr teuer sind, oder weil es sie schlichtweg nicht gibt ("no hay"). In solchen Situationen denkt man manchmal darüber nach, ob die konstante Verfügbarkeit verschiedenster Produkte wirklich nötig ist, beziehungsweise man fängt an, diese mehr zu schätzen. Trotz der schwierigen Umstände, versuchen die Kubaner das beste daraus zu machen und sind sehr herzlich. Ich habe mich während meines Aufenthalts eigentlich nie unsicher gefühlt.
Zusammenfassend bin ich wirklich glücklich mit meinem Sprachkurs! Lediglich die Salsastunden haben mich nicht überzeugt. Gerade, wenn man mit Partner tanzen möchte, sollte man sich vielleicht besser nach einer lokalen Tanzschule umsehen. Allgemein kann ich den Kurs aber jedem ans Herz legen, der auch mal auf westliche Standards verzichten kann, gutes Wetter genießen und natürlich Spanisch lernen möchte!
Meine Tipps für Kuba wären:
- Genug Bargeld zum Tauschen mitbringen, um nicht auf ATMs angewiesen zu sein
- Immer eigene Taschentücher für die Toilette dabei haben
- Eine kubanische SIM-Karte besorgen
WLAN ist noch längst nicht Standard und auch das mobile Internet hat seine Aussetzer. Das WLAN der Schule ist wirklich langsam und für 1000 Pesos kann man bereits eine SIM mit Guthaben erwerben.
- Dinge, die man in Deutschland nicht mehr benötigt, verschenken
Aufgrund der unsicheren Versorgungslage freuen sich Kubaner wirklich über jedes kleine Geschenk - Papier, Stifte, Kosmetiktücher, Seife, Waschmittel, Medikamente, Süßigkeiten, Kleidung, Kabel,... So kann man beispielsweise dem Schulpersonal oder der Gastfamilie eine Freude machen und reist mit leichtem Gepäck nach Hause. Eine super Gelegenheit, den Kleiderschrank auszumisten! :-)
Saludos!
Rika
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