Es war schon immer mein Traum nach Japan zu fliegen, doch aufgrund von Corona fiel der Plan meines Auslandsjahres in der 11. Klasse leider ins Wasser. Drei Jahre später, nach meinem Schulabschluss, konnte ich mir meinen Traum endlich erfüllen. Meine Wahl fiel schnell auf eine Sprachschule in Kyoto, da mich besonders die japanische Kultur und Sprache sehr faszinieren. In Japans alter Kaiserstadt finden sich historische Tempel und Schreine beinahe an jeder Ecke, vor dem Hintergrund der idyllischen Bergkette, die Kyoto einmal komplett umrahmt. Gerade für jemanden wie mich, der mit menschenüberfüllten und lauten Riesenstädten wie Tokyo und Osaka nicht besonders viel anfangen kann, war Kyoto das richtige Reiseziel. Wolkenkratzer gibt es hier keine, dafür schläft die Stadt bei Nacht unter einem Sternenhimmel.
Nach der Anreise mit dem Haruka Limited Express vom Osaka Kansai Flughafen zum Bahnhof in Kyoto, musste ich mich erst einmal mit dem Bussystem zurechtfinden. Doch glücklicherweise ist dieses sehr übersichtlich und die Busse, Kyotos Haupttransportmittel, sind mit Klimaanlage und englischen Ansagen ausgestattet. Auch wenn ich zunächst in den falschen Bus stieg, kam ich am Ende an meiner richtigen Haltestelle an. Für Japan allgemein lässt sich die Anschaffung einer sogenannten IC-Karte empfehlen. Diese kann an jedem Bahnhof erworben und für Züge, Busse und sogar zum Einkaufen genutzt werden. Das Aufladen kann entweder an einer beliebigen Station oder im Konbini durchgeführt werden.
Mein Schultag fing in den meisten Fällen um 9:30 Uhr an. Um 8:40 Uhr begab ich mich zur Bushaltestelle direkt vor meinem Share-Haus und kam um 9:15 Uhr an der relativ zentral gelegenen Sprachschule an. Genug Zeit, um mir mein Frühstück im Konbini direkt auf der gegenüberliegenden Straßenseite zu kaufen. Dann folgten vier spannende Unterrichtsstunden, in denen ich sehr viel gelernt habe. Gerade im Alltag nach der Schule hat mir der Unterricht besonders weitergeholfen. Die Unterrichtsmethoden sind sehr interaktiv und beinhalten viel Kommunikation, wodurch ich schnell neue Kontakte knüpfen konnte. Kyoto mit Freunden zu erkunden, macht nämlich gleich viel mehr Spaß als alleine.
Trotz der täglichen 35°C war es mir möglich eine ganze Menge Sehenswürdigkeiten und auch versteckte Orte zu besichtigen. Für beliebte Touristenspots wie den Bambuswald in Arashiyama und Fushimi Inari mit seinen roten Toren quälte ich mich extra um 4 Uhr morgens aus dem Bett. Doch das sind Erlebnisse, die ich für mein ganzes Leben in Erinnerung behalten werde. Nur 15 Minuten von der Schule entfernt befindet sich die riesige Shopping-Street Teramachi, gleich nebenan Nishiki Market mit seinen zahllosen Streetfood-Ständen. Hier wird es gerne mal etwas voller, doch die leckeren Tempura-Garnelen, Taiyaki (Gebäck in Fischform) und Ichigo Daifuku (große Erdbeer-Mochi) lohnen sich jedes Mal. Wer Lust auf Shoppen hat, sollte Teramachi auf jeden Fall gleich mehrere Besuche abstatten, denn es gibt eine Menge zu sehen. Besonders für Manga- und Animefans gibt es viele Orte zum Glücklichwerden, darunter das gigantische Pokécenter.
Um Kyoto komplett zu erkunden und wirklich jede Erfahrung mitzunehmen, empfehlen sich mindestens vier Wochen, wobei jeder Tag komplett neue Erfahrungen mit sich bringt. Gerade den unscheinbaren Orten, wie ein Café im siebten Stock mit Ausblick über die Stadt, oder ein kleiner Fahrradladen, der nur am Wochenende geöffnet ist, sollte man einen zweiten Blick schenken. Auch die Sprachschule organisierte an Feiertagen Ausflüge zu beeindruckenden Schauplätzen wie die Landbrücke in Amanohashidate oder Schloss Hikone in Nagoya. Mit dem Culture Class Programm jeden Samstag konnte ich eine Samurairüstung im Samurai-Museum anziehen, japanische Süßigkeiten herstellen und eine Teezeremonie erleben.
Mein Fazit – aufregend, anders, total interessant
Am meisten vermissen werde ich die Getränkeautomaten an jeder Ecke, die Sushi-Restaurants, in denen man mit Glück einen Schlüsselanhänger oder Radiergummi gewinnen konnte, meine tägliche Portion Ramen für umgerechnet 5 Euro, und die vielen lustigen Momente in einer Karaoke-Bar. Kyoto vereint Historie mit Moderne, Stadt und Natur. Für einen Trip nach Japan ist diese Stadt ein Muss. Und gleich nach ein paar Tagen fühlt sich das Leben dort selbstverständlich an und man möchte nie wieder weg.
"Ich hatte den besten Sommer meines Lebens!"